Wenn …

man meine Handschrift nicht lesen kann, obwohl ich mir viel Mühe für meine Lerner*innen gebe, die manchmal durcheinander reden und zwischendurch vom Thema abweichen, worauf man sich einstellen sollte, obwohl es einen Unterrichtsplan gibt, dem man aber nicht unbedingt folgen muss trotz der Mühe, die ich mir gemacht habe, Papierschnipsel für eine Aufgabe zu zerschneiden,

… dann befinde ich mich im Präsenzunterricht.

 

💻 Wisst ihr noch, als die ersten Lehrkräfte mit Skype unterrichtet haben und man sich nie vorstellen konnte, dass das mal zur Normalität wird? Vor der Pandemie habe ich immer Präsenzunterricht erteilt – alles andere war keine Option. Selbst das Wort “Präsenzunterricht” existierte nicht, bzw. war nicht gebräuchlich.

Nun wissen wir: Ja, es geht auch anders! Ja, man braucht die richtige Technik und eine andere Struktur. Neue unterstützende digitale Tools sind wie Sand am Meer.

 

2023. Ich unterrichte fast ausschließlich online.

Außer am Donnerstag, 1,5 Stunden in Präsenz! 👩 🏫

Es hat alles an einem Tag mit einer Gruppe angefangen, die ich ebenfalls online unterrichtet habe. Sie war relativ groß und es haben sich auch später neue Teilnehmer*innen angeschlossen. Der Vorschlag kam von meinen Lerner*innen: Lasst uns doch mal gemeinsam im Büro treffen.

Es war überhaupt nicht verwunderlich, dass das auf Zustimmung traf. 

 

Für mich ist der Donnerstag das Highlight der Woche. 😍

Plötzlich kann ich wieder “vor der Gruppe stehen” bzw. mit ihnen gemeinsam den Raum teilen, Arbeitsblätter ausdrucken, spielerische Aufgaben im Raum durchführen. Ich habe beobachtet, dass der Unterricht nicht mehr so linear ist. Wir können Bedarfe, die spontan aufkommen, mit abdecken, auch wenn dies bedeutet, vom Plan abzuweichen. Bei Aufteilung in Gruppen höre ich von jeder Seite etwas und kann spontan reagieren, ohne dass ich aufdringlich im Breakout-Raum wirke.

Manchmal schalten sich auch Lerner*innen online zu, was sehr herausfordernd ist, denn sie hören andere nur schlecht, können sich nur bedingt dem Gespräch anschließen.

 

Analoge Bildung – ein Luxus?

Das sich Zuschalten bzw. E-learning hat ohne Frage viele Vorteile, deshalb ist das Angebot auch so groß. Lehrer*innen aus aller Welt lernen mit Schüler*innen aus aller Welt. Das Angebot ist immens! Die Fülle der Online-Angebote kann auch dazu führen, dass Preise sinken und die Präsenzoption immer kostspieliger wird. Denn Lehrkräfte sind nicht dazu bereit, dasselbe Online-Honorar einen Fahrweg und Mehraufwand in Kauf zu nehmen.

Vielleicht wird sich die Bildung in Zukunft […] aufspalten: in diejenige, die billig und überall verfügbar ist, quasi eine “Fast Food”-artige E-Bildung to go, und in eine analoge tiefergehende Bildung, die teurer ist […].”

schreibt Henning Beck in seinem Buch “Das neue Lernen heißt Verstehen”.

 

❓❓❓ Was meint ihr, wird Online-Weiterbildung, auch im  Learning&Development Bereich, eine günstige Alternative werden? Wird man sich in Zukunft Präsenzveranstaltungen nicht mehr leisten können?